Pressestimmen

Weil Frauen weniger Essen…                        

Entwaffnende Pointen: Saskia Rudat und Ivo Schneider stellen in der studiobühneköln                                         „Das phänomenale System“ vor

Thomas Linden – Kölnische Rundschau

Wer das Geld kontrolliert, beherrscht die Welt. Eine Situation, die uns mit der Abschaffung des Hartgeldes wohl bald ins Haus steht. Man darf sich da schon Gedanken darüber machen, ob der Kapitalismus nicht in Diktatur und ökologischen Untergang führt. Weniger verbiestert sehen das Saskia Rudat und Ivo Schneider, die dazu ansetzen, im weißen Techniker- Outfit die Mechanik der Weltwirtschaft zu reparieren.

In der studiobühneköln zeigten sie jetzt „Das phänomenale System“, wobei im Titel schon die listige Doppelbödigkeit ihres Programms zum Ausdruck kam. Denn damit ist sowohl die Hermetik des Kapitalismus gemeint, als auch der Ansatz des Duos zu einem neuen System, das Geld durch Energie ersetzt.

Bald erweist sich jedoch die neue Idee als reaktionäres Werkzeug, um alte Verhältnisse zu etablieren. Frauen sind demnach weniger wert als Männer, weil sie weniger essen. Utopien werden zu Dystopien, die vom ewig lächelnden Duo mit fröhlichem Vertreter- Charme als Lösung aller Probleme angepriesen werden. In jeder Schublade eine Antwort, so stellt sich auch das Bühnenbild als eine große Würfel- Installation dar, in die jeder hineingreifen kann, der gerade einer Nachhilfe in Gesellschaftstheorie bedarf.

Mit amüsierter Konzentration folgte das studentische Publikum der witzigen Theorieakrobatik des Paarkollektivs „SÄCHSISCHE SCHWEIZ kollektiv“, das seine Inszenierung mit der studiobühneköln und dem Maschinenhaus Essen produzierte.

Statt schenkelklopfender Satire bieten die beiden feine Texte, in denen die Realität unseres Wirtschaftssystems humorvoll dekonstruiert wird. Wer versteht auch, dass Wolle, die man braucht, um eine Mütze zu stricken, teurer ist als eine fertige Mütze, die man im Laden kauft? Auch wenn die Ironie des Duos niemandem weh tut, ihre Pointen sind trotzdem entwaffnend.

Performances und Tanztheater beim „Arena“-Festival — Feministisch-ironische Betrachtungen und die Innenwelt

Manfred Koch – Erlanger Nachrichten

„Handlungseintopf – eine feministische Auseinanderreihung in zehn Akten“ ist so ein Ding, das im „Omega“ ziemlich munter vor sich hin mäandert und in seinen inhaltlichen Aspekten – vordergründig – von etwas zwiespältiger Natur ist. Das „Sächsische Schweiz Kollektiv“ setzt stark auf physische Aktivitäten – und natürlich auf das gesprochene, manchmal auch gesungene, Wort.

Nach assoziativen Sprachspielereien und Erinnerungsfetzen präsentieren die vier Akteurinnen in großer Mitteilsamkeit Gedanken über Achselhaare, Intimrasur, über große und kleine Brüste, über das Begrifflichkeits-Trio „Engel, Lady, Hure“ in unterschiedlich inszenierten Sequenzen. Was der weibliche Körper alles mit einem Treppengeländer anstellen kann, wird ebenfalls ins Bild gerückt. In der bloßen Aufzählung hört sich das feministisch-verbiesterter an, als es in der Ausführung ist. Nein, so klischeehaft die Themen daherkommen, so augenzwinkernd werden sie „bearbeitet“.

Da singt dann auch mal „Kollektiv“-Chefin Saskia Rudat mit angeklebtem Schnurrbart davon, dass sie keinen rasierten Mann möchte, und Herbert Grönemeyers „Männer“-Song wird vierstimmig konsequent zum „Frauen“-Lied umgedichtet. Geht doch: Die Feminismus-Kiste kann zuweilen auch lustig sein.

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Cheers for Fears Festival im Ringlokschuppen Mülheim(Ruhr)

Steffen Tost, NAZ

„Eine gelungene Persiflage auf Tierdokumentationen

Mülheim.   Das SÄCHSISCHE SCHWEIZ kollektiv untersucht mit clownesker Komik die Fortpflanzung der Pinguine. Dabei imitieren sie auch die Lokrufe der Tiere.

Dieses Kostüm, dieser Blick und dann dieses Spiel. „Tiere!“  […] riss im Ringlokschuppen auch nach einem schon mehrere Stunden währenden Cheers-for-Fears-Festival die zahlreichen jungen Besucher zu später Stunde aus ihrer Lethargie und provozierte ein Dauerlachen.

Let’s get Physical

Physical Theatre? […] Die beiden vom SÄCHSISCHE SCHWEIZ kollektiv zelebrieren das Paarungsverhalten der Tiere, spielen Pinguine, Seesterne sowie Roben, tragen im nüchtern-dozierenden Duktus die Erkenntnisse der Biologen vor und ahmen die Rufe der Tiere nach. Einmal, als das Pinguin-Männchen zu den fernen Fischgründen aufbrechen muss, um für die junge Familie Nahrung zu beschaffen, imaginieren sie einen Dialog in Tierlauten, den sie dann sogleich in menschliche Sprache übersetzen. Grazil und formvollendet gleiten sie später als letzte Heuler ins Wasser und winken mit ihren Flossen.

Bis die Persiflage auf die Tierdokumentationen beginnen kann, dauert es aber noch. Denn Ivo Schneider kommt zuerst im falschen Kostüm, als Flamingo, auf die Bühne. […]Es folgen Szenen voller clownesker Komik. […] Und da wirft sie ihrem Partner nicht nur einmal diesen scharfen Blick voller unterdrückter Aggressivität und Ungeduld zu. Als er endlich kommt, hat er noch die Mütze vergessen, was mit den Flossen erneut Problem aufwirft. Nun kann sie nicht anderes und muss ihren Bewegungsdrang in einer wilden Steppnummer ausleben und man begreift, was Physical Theatre im Grenzbereich zwischen Tanz und Theater tatsächlich meint. Großartig.“

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ARENA… Festival der jungen Künste

Manfred Koch – Erlanger Nachrichten

Klischees, weibliche Lust und Pinguinen-Sex

Positive Bilanz: Das Finale des „Arena“-Festivals samt Preisverleihung – 27.06.2017 11:00 Uhr

ERLANGEN – Samstagnachts in der Karaoke-Bar Papagei: Im Rahmen der Final Night-Party ging mit den diversen Preisverleihungen das diesjährige „Arena“-Festival zu Ende. Ein letzter Blick in die Runde, auf Vorstellungen am Wochenende und die Preisträger.

Schon mal Pinguinen beim Sex zugesehen? Oder Seesternen, wie sie gerade einige Zacken vrlieren? Oder Robben, wie sie ziemlich bescheuert irgendwo rumliegen? Saskia Rudat und Ivo Schneider vom „Sächsische Schweiz Kollektiv“ präsentieren im Pacellihaus in ihrer Performance „Tiere! – Ein Stück über Tiere“ auf ihre ganz eigene Weise skurril anmutende Beobachtungen aus dem Tierleben.

Dazu schlüpfen sie im heißen Saal in entsprechende Ganzkörperkostüme mit witzigen Accessoires, rezitieren im knochentrockenen Duktus einschlägig bekannter TV-Tiermagazine die dort aufbereiteten Informationen und spielen dazu pantomimisch gekonnt die vorgestellten Tiere. Eine tolle physische Leistung, gekrönt von still-verschmitztem Humor. Clownesk und sehr komisch!

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:bszonline

Zeitzeug_Festival: Theater, Musik und Performances an fünf Bochumer Spielorten

Bern in Bochum

Während die Zuschauenden noch verwirrt von Ruby Behrmanns Perfomance waren, wurde bereits die Bühne für den nächsten Act vorbereitet: Eine Parkbank war alles, was das „Sächsische Schweiz kollektiv“ braucht, um den gesamten Raum nach Bern zu entführen, wo Saskia und Ivo ein Gespräch über Menschsein, Rehe, den Baum des Lebens und noch mehr Rehe führten und mit ihrer absurd-komischen Unterhaltung die Zuschauenden zum Lachen brachten und nachdenklich stimmten.

Autorin: Andrea Lorenz

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WDR5

Premiere in Köln: „Stellen Sie sich vor, sie wären in Bern“

Premiere: 09.10.2015

Es klingt wie ein Stück von Samuel Beckett oder Thomas Bernhard – nur sind die Protagonisten hier vielleicht ein bisschen jünger: Ein Paar sitzt auf einer Parkbank und redet. Über Gott, die Liebe, die Welt. Kommt von philosophischen Betrachtungen über Akrobatik oder Botanik zu neuen Welterklärungsmodellen. So das schlichte Setting in der nun in der Kölner Studiobühne gezeigten Performance „Stellen Sie sich vor, wir wären in Bern“. Die beiden Schauspieler Saskia Rudat und Ivo Schneider sind die beiden Mittzwanziger, die in ihrem selbstgeschriebenen Stück dem Dasein auf den Grund gehen wollen, sprechend, tanzend, jonglierend. Warum dazu in Bern sein muss? Im Stück lauert die Antwort.

Fazit: Eine amüsante und schlaue Dialog-Performance zweier Nachwuchs-Schauspieler, die denkend und redend durch die Theoriegeschichte mäandern.

Autorin: Nicole Strecker

Kölnische Rundschau

“Wie schnell lässt sich doch der Boden der Tatsachen verlassen, wenn sich die Türen der Möglichkeiten öffnen. (…) Schnell, frisch und mit einer leise anklingenden Liebesgeschichte spult sich die sympathische Querdenkerei ab. Obwohl man sich kaum vom Fleck bewegt, scheint auf einmal alles möglich.”